REDEN WIR ÜBER GELD

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„Eine Frau will zu ihrem Mann aufschauen. Das steckt in den Genen“ – Christa Appelt, Heiratsvermittlerin für Reiche, über finanzielle Hürden auf dem Weg zur Liebe und warum Er es nicht erträgt, wenn Sie mehr verdient.

Auf dem Klingelschild der Wohnung im Münchner Stadtviertel Bogenhausen steht nur „Appelt“. Mehr nicht. Die Tür öffnet Christa Appelt, Jahrgang 1954, eine der erfolgreichsten Partnervermittlerinnen Deutschlands. Vor allem Reiche, Erfolgreiche und Prominente kommen zu ihr. Dabei erlebt Appelt allerhand – fordernde Männer, allwissende Privatsekretäre und Töchter, für die auch noch im 21. Jahrhundert die Eltern den richtigen Ehepartner suchen.

SZ: Frau Appelt, reden wir über Geld. Sie sind auf Partnervermittlung für Reiche und Erfolgreiche spezialisiert. Was müsste jeder von uns verdienen, damit Sie uns vermitteln? 100.000 Euro im Jahr?

APPELT: Wir müssten zwischen Damen und Herren unterscheiden. Es hat sich gezeigt, dass es Männer auf längere Sicht wichtig finden, dass ihre Partnerin nicht viel mehr verdient als sie. Männliche Klienten müssen also eher mehr verdienen. Eine Frau dagegen möchte zu ihrem Partner aufschauen, sie möchte keinen Mann, der finanziell schlechter gestellt ist. Das steckt in den Genen. Deshalb können Frauen, die zu uns kommen, auch weniger verdienen als Männer.

SZ: Eine Frau möchte zu ihrem Mann aufschauen? Alice Schwarzer würde sagen: So eine Behauptung ist ein Rückschritt in die fünfziger Jahre.

APPELT: Ich habe zahlreiche Ehen von Reichen und Erfolgreichen vermittelt., die meine Erfahrungen bestätigen. Selbst moderne Paare, die ein neues Rollenbild ausprobieren, geraten oft in eine Krise, weil alte Klischees in ihnen mächtiger sind, als ihnen bewusst ist. Plötzlich merken sie, dass sie zwar emanzipiert denken, aber antiquiert fühlen.

SZ: Wir glauben trotzdem an kein Bewunderungs-Gen.

APPELT: Die meisten Herren definieren sich in unserer Gesellschaft über das Einkommen. Geldwert gleich Selbstwert. Verdient eine Frau mehr, kommen sie auf Dauer damit nicht klar. Das Selbstwertgefühl leidet!

SZ: Können Sie einen Fall schildern?

APPELT: Eine sehr vermögende Industriellen-Witwe um die 60 suchte über uns einen neuen Partner. Sie hatte viel Geld und sagte: „Sie wissen, dass ich reicht bin, aber sie wissen nicht wie reich.“ Ich schlug ihr einen Klienten vor: Mediziner, Professor, klug, kreativ. Er schrieb ihr jeden Morgen ein Gedicht. Sie war begeistert. Es funktionierte trotzdem nicht. Obwohl er finanziell unabhängig war, kam er durch sie in eine andere, wohlhabendere Welt. Das verkraftete er nicht. Er kompensierte es, indem er ihr das Leben schwermachte.

SZ: Wie?

APPELT: Er warf ihr vor, das Haltbarkeitsdatum der Gewürze im Kühlschrank sei abgelaufen. So was Blödes.

SZ: Für die Armseligkeit von Männern gibt es im Laufe der Jahrtausende ja reichlich Beispiele.

APPELT: Ich sehe das ganz pragmatisch. Es ist eben so: Eine Beziehung, in der die Frau dem Mann finanziell überlegen ist, kann eine Weile gutgehen. Auf Dauer klappt es nicht.

SZ: Wie müssen wir uns das vorstellen: Rufen Ihre vermögenden Kunden selbst an oder lassen sie anrufen?

APPELT: Unterschiedlich. Kürzlich rief mich ein Herr aus Zürich mit Schweizer Akzent a: „Ich möchte einen Termin am Mittwoch für meinen Chef ausmachen. Es ist ein Promi. Wir kommen aber zu zweit. Er macht nichts ohne mich.“

SZ: Interessant.

APPELT: Im Frühjahr kam ein sehr sympathischer junger Mann zu mir ins Büro nach München, groß, attraktiv – den hätte ich umarmen können. Er schilderte mir sein ganzes Leben. Einige Zeit später meldetet er sich wieder.: „Ich muss Sie noch mal sehen. Können Sie nach Hamburg kommen?“ Dann erzählte er, es ei nicht seine Geschichte gewesen, sondern die seines Chefs. Er wollte mir aber den Namen des Mannes zunächst nicht nennen. Gut, ich muss flexibel sein. Als ich den Chef dann traf, habe ich ihn erkannt – ich hatte ein paar Wochen vorher etwas über ihn im Manager Magazin gelesen.

SZ: Haben Sie jemanden für ihn gefunden?

APPELT: Menschen kommen auch deshalb hierher, weil sie hohe Ansprüche haben – und wenig Zeit. Für Führungskräfte ist es zeitlich schwierig, den adäquaten Partner zu finden. Bei diesem Herrn war das auch das Problem: Ich habe ihm die tollsten Damen offeriert, aber er hatte keine Zeit, sie zu treffen. Erfolg fordert einen hohen Preis.

SZ: Und wenn es dann klappt: Scheitern Beziehungen oft am Geld?

APPELT: Über Geld wollen die Menschen bei der Partnersuche am wenigsten sprechen, aber es bringt eine Beziehung schnell zum Scheitern – ebenso wie ein unterschiedlicher sozialer Status.

SZ: Überbewerten Sie das Geld nicht?

APPELT: Nein, weil nur Menschen ähnlicher Herkunft über ein ähnliches Wertesystem verfügen, das notwendig ist. Ich kenne einen Unternehmer, der war um die 40 und bekam Torschlusspanik. Er hat eine Ärztin geheiratet, klug und attraktiv. Aber sie verstand nicht, dass sein Reichtum nicht von ungefähr kommt. Sie bekam Diskussionen über Millioneninvestitionen mit – und fing an, mit der goldenen Kreditkarte die Champs Elysée in Paris hoch und runter zu shoppen. Diese eineinhalb Jahre Ehe waren die teuersten seines Lebens. Die Frau hat ihn finanziell fast ruiniert.

SZ: Das heißt, die Millionär-heiratet-Model-Verbindungen scheitern?

APPELT: Viele. Schauen Sie sich das High-Society-Leben an. So was klappt selten. Davon lebt doch die Bunte. Ein vergleichbares Einkommen ist wichtig. Dagegen treten Attribute wie Körpergröße, Alter oder Charaktereigenschaften in den Hintergrund.

SZ: Wie bitte, Männer fragen nicht nach dem Aussehen der potenziellen Partnerin?

APPELT: Doch, Attraktivität ist ihnen sehr wichtig. Viele Männer suchen auch eine Frau, um die man sie beneidet.

SZ: Worauf schauen Frauen?

APPELT: Frauen wünschen sich einen gepflegten, klugen, witzigen und finanziell unabhängigen Mann. Attraktivität ist da nicht die Nummer eins. Sehen Sie wieder: Geld ist wichtig.

SZ: Ist die Einstellung zum Geld wichtiger als ein großer Altersunterschied?

APPELT: Der spielt keine Rolle. Ich habe phantastische Paare miteinander verbunden, da liegen 20 Jahre Altersunterschied dazwischen. Wenn die Frau ein Innenleben und Erfolg im Job hat, ist ihr das Alter des Mannes egal.

SZ: Egal? Das können wir uns nicht vorstellen. Gibt es auch Männer, die ein so „reiches Innenleben“ haben, dass ihnen der Unterschied egal ist?

APPELT: In der Regel sind die Männer immer älter als die Frauen. Ein 60-Jähriger kann sich auch mit einer 40-Jährigen Dame dauerhaft verbinden. Umgekehrt habe ich es noch nicht erlebt.

SZ: Hören Sie auf, Sie bestätigen ja die schlimmsten Vorurteile.

APPELT: Männer können sehr fordernd sein. Zunächst wünschen Sie eine jüngere Frau an ihrer Seite. Aber wenn sie sich verlieben, ist das Alter zweitrangig.

SZ: Sie vermitteln über die Grenzen hinweg. Gibt es Unterschiede etwa zwischen Deutschen und Schweizern?

APPELT: Puh, das ist aber anstrengend mit Ihnen. Den Schweizer Männern ist der Altersunterschied nicht so wichtig, sie akzeptieren sogar Frauen, die fünf Jahre älter sind. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung und ist ein Unterschied zu deutschen Männern. Lieber ist deutschen Männern eine Frau, die mindestens fünf Jahre jünger ist. Zu mir kam ein 60-Jähriger, der unbedingt eine 20 Jahre jüngere Frau suchte. Wir machten ihn mit dementsprechenden Damen bekannt. Er merkte schnell, dass jüngere Frauen auch anstrengend sind, etwa beim Sex. Heute ist er glücklich mit einer Frau verheiratet, die nur drei Jahre jünger ist … und ebenso sexy. Sie sehen, unsere Arbeit besteht nicht nur darin, Telefonnummern auszutauschen, sondern in der kompetenten Beratung – mit der wir Alterswünsche relativieren können.

SZ: Vermitteln Sie auch Österreicher?

APPELT: Ja, selbstverständlich. Österreicher sind liebeswert, aber manchmal schwierig (lacht). Schreiben Sie das bloß nicht.

SZ: Ist die Einstellung zum Geld wichtiger als die Einstellung zum Sex?

APPELT: Naja, das lässt sich nicht vergleichen. Es nutzt nichts, wenn es beim Geld stimmt und beim Sex nicht.

SZ: Kommen Eltern zu Ihnen und suchen nach dem perfekten Schwiegersohn?

APPELT: Ja, das kommt immer öfter vor. Sie sagen: Wir haben eine Tochter, die mal das Unternehmen erben wird. die aber nur Männer anschleppt, die wir nicht als Schwiegersohn akzeptieren möchten. Diese Eltern suchen für ihre Töchter den Partner auf Augenhöhe, der eventuell ins Unternehmen mit einsteigen möchte.

SZ: Tatsächlich?

APPELT: Alt eingesessene Familien denken an den Fortbestand der Firma. Das finde ich absolut in Ordnung.

SZ: Töchter lassen sich das gefallen?

APPELT: Ja, weil sie so erzogen sind und wissen, dass die Augenhöhe wichtig ist. Sie übernehmen Verantwortung für die Familie und das Geld.

SZ: Das klingt nicht sehr romantisch.

APPELT: Wie lange hält eine romantische Liebe ohne Fundament? Nach der rosaroten Verliebtheit der ersten drei Monate sind auch andere Werte wichtig.

SZ: Prüfen Sie, ob die Klienten Ihre wahren Besitzverhältnisse nennen?

APPELT: Nein, das ist nicht nötig. Warum sollte in Klient hierherkommen, ein stolzes Honorar zahlen und mich belügen?

SZ: Um reiche Menschen kennenzulernen, wie der Erpresser von Frau Klatten.

APPELT: Warum sollte eine Person, mit unlauteren Absichten erst einmal Tausende Euro investieren, wenn er seine „Opfer“ auch günstiger im Internet oder auf Treffen der High Society kennenlernen kann? Wir kennen unsere Klienten persönlich. Das macht den Unterschied!

SZ: Was kosten Ihre Dienste?

APPELT: Das Honorar richtet sich nach dem Zeitraum und nach den Ansprüchen – zwischen 3.000 und 29.000 Euro.

SZ: Wenn die beiden dann bezahlt haben und zusammen sind, müssen sie möglichst die gleichen Hobbys haben?

APPELT: Bestimmte Sportarten sollten gemeinsame Interessen sein, weil sie zeitintensiv sind. Wenn einer die Wochenenden auf dem Golfplatz verbringt und der andere genervt ist, dann wird es schwierig. Das gilt auch für Reiten oder Polo.

SZ: Polo?

APPELT: Ja, manche meiner Klienten spielen das.

 

Das Interview führten: Alexander Hagelüken und Hannah Wilhelm

 

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